Exkursion nach Verdun zum Schlachtbeginn vor 100 Jahren
Dies bot sich deswegen besonders an, da einerseits der Erste Weltkrieg Unterrichtsthema war und andererseits die Schlacht um Verdun (21.2. - 19.12.1916) sich genau zum hundertsten Male jährte. Dieser Schlacht, die zum Inbegriff der „Industrialisierung des Krieges“ wurde, fielen etwa 700.000 Menschen zum Opfer. Am 21.2.1916 begann das „Unternehmen Gericht“ unter Leitung des Generals Erich von Falkenhayn, der an dieser stärksten Stelle der französischen Frontlinie angriff, um vom Stellungskrieg wieder zum Bewegungskrieg zu gelangen. Im Nachhinein wurde häufig behauptet, er habe den Gegner an dieser Stelle „weißbluten“ wollen.
Erstes Ziel unserer Exkursion war das 1881 errichtete Fort de Vaux, das neben 34 weiteren Befestigungsanlagen eine nordöstliche Verteidigungslinie um die ab 1916 hart umkämpfte Festungsstadt Verdun bildete. Ebenso wie das stärkste Fort Douaumont (der Busfahrer merkte an, dass sein Vater als Soldat dort eingesetzt war) wurde ebenfalls das Fort de Vaux für einige Zeit von deutschen Truppen besetzt. Innerhalb des Forts wurde den Schülern anschaulich gemacht, unter welchen Umständen hunderte von Soldaten darin lebten, kämpften und starben. Als Folge des fortdauernden Beschusses von bis zu ca. 1000 Granaten pro Tag wurde die ca. 7 m dicke Decke aus Stahlbeton und Sandschichten so stark beschädigt, dass seither Feuchtigkeit in die Gemäuer eindringt (sichtbar: Tropfsteinbildung an der Decke). Ein Galopin Zwillingsdrehversenkturm und zwei Kampfunterstände (Casemates de Bourges) konnten als Ausstattungselemente des Forts neben Schlaf-, Funk- und Sanitäranlagen besichtigt werden. Die Überreste eines durch Schwerstartillerie zerstörten Geschützturmes sind heute noch sichtbar auf dem Dach des Forts, das abschließend von außen begangen wurde.
Im Anschluss fuhren wir weiter zum Mémorial de Verdun, das 1966/67 errichtet wurde anlässlich des 50. Jahrestages der Schlacht, der damals noch unter Ausschluss der Deutschen gedacht wurde. Anlässlich des 100. Jahrestages wurde das Museum innerhalb des Mémorial vollständig neugestaltet und am 21. Februar nun neu eröffnet. Eine Vielzahl von Ausstellungsobjekten, insbesondere militärische Ausrüstungsgegenstände, Geschütze, zwei Flugzeuge, Uniformen, Waffen, Versorgungsmaterialien, Werkzeuge und Maschinen werden darin detailliert beschrieben. Zahlreiche interaktive Elemente wie Audio- und Filmausschnitte in drei Sprachen wurden in die Dauerausstellung eingebracht. Eine dritte Etage aus Glaselementen wurde auf das Mémorial aufgebaut. Dabei bemüht sich die Ausstellung um eine multiperspektivische Darstellung, indem nicht nur beide Kriegsparteien, sondern auch andere vom Krieg betroffene Bereiche (Tiere, Zivilisten, Umwelt, Medizin) thematisiert werden.
Zum Abschluss der Exkursion suchten wir das nahegelegene Ossuaire (Beinhaus) und den französischen Soldatenfriedhof auf, das sich auf dem Gebiet der ehemaligen und im Krieg zerstörten Ortschaft Fleury-devant-Douaumont befinden. Zahlreiche andere Dörfer wurden damals ebenfalls dem Erdboden gleichgemacht. Der durch Granattrichter sichtbar hügelige Waldboden gibt noch heute Zeugnis vom Ausmaß der Zerstörung einer gesamten Landschaft, die durch einen permanenten Granatenbeschuss mehrfach umgegraben wurde. Während auf dem Soldatenfriedhof vor dem Ossuaire 16.142 weiße Kreuze für die französischen Soldaten aufgestellt wurden, sind im Beinhaus die Überreste von 130.000 nicht identifizierten Soldaten untergebracht, die u.a. deutsche Kriegsgefangene während der Aufräumarbeiten unmittelbar nach dem „großen Krieg“ von 1914-18 zusammentrugen. Die Knochen sind sichtbar durch kleine Glasfenster. Eine Gedenktafel vor dem Ossuaire erinnert an den historischen Ort, an dem sich am 22. September 1984 Helmut Kohl und Francois Mitterand die Hände zum Symbol der dt.-frz. Versöhnung und Freundschaft reichten.