Geschichte(n) zu Weihnachten
Gemahlene Rüben und kratzende Wollsocken
Heimliche Vorbereitungstreffen im Pfarrhaussälchen, Rüben mahlen für den Nikolaus und den Weihnachtsbaum selbst im Wald fällen gehen – so liefen die Vorbereitungen für Weihnachten vor 60 Jahren ab. „Die Advents- und Weihnachtszeit war mehr vom Religiösen bestimmt und kam einer Fastenzeit gleich. Die Kirche hat die Richtung vorgegeben“, erinnert sich der 78-jährige Johann Schleder aus Badem.
In der Adventszeit war jeden Sonntag zweimal Messe und zu Hause wurde abends noch der Rosenkranz gebetet. Alles war sehr streng und gläubig und besonders die Großeltern und der Pastor achteten darauf, dass man gehorsam war. Doch es gab auch fröhliche und unbeschwerte Momente, an die sich der Rentner gerne erinnert. Der Nikolaus war der Vorbote des Christkindes. „Einmal baumelten Beine aus dem Sack des Pelzebocks, da hatten wir alle große Angst, denn es wurde gesagt, dass Knecht Ruprecht die unartigen Kinder in seinen Sack stopft“, erzählt Herr Schleder mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
Die Geschenke waren sehr dürftig in der Kriegs- und Nachkriegszeit: Nüsse, Äpfel, selbstgebackene Plätzchen. Sein Bruder habe sogar einmal eine Birkenrute bekommen. Anstatt Lieder oder Gedichte vorzutragen, wie das heute üblich ist, wurden dem Nikolaus gemahlene Rüben und Hafer vor die Tür gestellt. Das war für den Esel des Nikolaus' gedacht, auf dem er, dem Glauben zufolge, ritt. Diese Vorbereitung war viel Arbeit und kostete Mühe. Die gemahlenen Rüben dienten als Futter für die Kühe. „In meiner Kindheit glaubte man noch mit 12 Jahren an den Nikolaus“, gibt der Rentner zu bedenken.
„Nun ging es mit immer größeren Schritten auf Weihnachten zu. In der Kirche wurde man auf das große Fest vorbereitet. Zu Hitlers Zeit durfte in der Schule kein Religionsunterricht stattfinden und deswegen wurden zur Einstimmung auf Weihnachten geheime Treffen im Pfarrhaussälchen organisiert. Später ging es dann in den Wald, um den eigenen Weihnachtsbaum zu hauen“, erinnert sich Johann Schleder.
Ab einem Alter von 10 Jahren durfte Herr Schleder die Fichte acht Tage vorher fällen gehen. „An Heiligabend selber wurde zu Hause nicht gefeiert oder Ähnliches. Es wurde an diesem Abend viel gebetet und man musste abends auch gegen acht im Bett liegen. Um 12 Uhr nachts war dann die Christmette. Die Kirche schallte von dem kräftigen Gesang der Leute und man konnte spüren, wie sehr sich die Leute freuen.“
Der Baum wurde heimlich von den Eltern in der Nacht auf den 1.Weihnachtstag aufgestellt und geschmückt. „Auch wenn nur Lametta, ein paar Kugeln und echte Kerzen am Baum hingen, war es für mich etwas Besonderes.“ Eine Krippe gab es in Herrn Schleders Familie nicht. Dafür reichte das Geld nicht. Aber in der Kirche war eine riesige Krippe aufgebaut, die man erst nachmittags sehen durfte. Die Kinder freuten sich jedes Weihnachten darauf, sie betrachten zu können. Jeder bestaunte und bewunderte sie mit funkelnden Augen. Auch einen Adventskranz gab es in der Kirche.
Während der gesamten Kriegszeit von 1939-1945 und in der danach folgenden armen Zeit gab es zu Weihnachten immer nur bescheidene Geschenke. Obwohl die Socken oder Mützen aus selbst gesponnener Wolle, die es an Weihnachten gab, sehr rau waren und kratzten, musste man sie anziehen, weil man sonst nichts hatte. An Spielzeug oder an die von Herrn Schleder gewünschten Bücher sei gar nicht zu denken gewesen.
Doch vor 60 Jahren war noch eine andere Zeit, in der man sich mit dem zufrieden gab, was man besaß.
„Als ich dann schon älter war, durfte ich das Christkind auch sehen“, berichtet Johann Schleder amüsiert. Ein Engel und das Christkind kamen dann, ähnlich wie beim Nikolaus, ins Haus und brachten die Geschenke. Einmal hatte der Engel die Kerze zu nah an den Schleier vom Christkind gehalten, woraufhin dieses in Flammen aufging.
Doch nicht jedes Weihnachten war schön. Im Winter von 1944 auf 1945 waren die Amerikaner schon nahe gerückt und man konnte die Granateinschläge hören. „In diesem Dezember mussten wir im Keller auf den Kartoffeln schlafen. Für dieses Jahr kann ich mich an gar kein Weihnachten erinnern“, erzählt der 78-jährige. Zu dieser Zeit durfte man auch nicht mehr in die Kirche gehen, weil es vor der Tür zu gefährlich war.
„Dennoch war die Vorfreude auf Weihnachten stets sehr groß“, erinnert sich Johann Schleder, „zumal dann die strenge Adventszeit ein Ende nahm. Damals besann man sich auf die Tatsache, was man an Weihnachten feiern sollte: die Geburt Jesu. Heute rennen die Leute durch die Geschäfte, um Geschenke zu besorgen. Besinnungszeiten sind heutzutage zu Einkaufszeiten geworden.“
von Eva Schleder, Klasse 8b, St.-Willibrord-Gymnasium Bitburg
Echte Kerzen am Weihnachtsbaum
„Obwohl Krieg war, hatten wir eine schöne Kindheit“, erinnert sich meine Oma Anneliese Dingels mit leuchtenden Augen, während sie von Weihnachten im Krieg berichtet.
„Früher gab es keine Krippe oder einen Adventskranz, geschweige denn einen Adventskalender.
Aber es gab einen Weihnachtsbaum mit Kugeln und echten Kerzen“, erzählt meine Großmutter. Die Kerzen brannten Heiligabend schon, wenn die Kinder um 22:00 Uhr geweckt wurden. Oma und ihre fünf Geschwister mussten nämlich am frühen Abend erst noch einmal in ihre Betten. „Das Bild unseres leuchtenden Weihnachtsbaumes werde ich nie vergessen“, sagt meine Oma freudestrahlend.
Als Nächstes ging die ganze Familie in die Küche, in der jedes Kind seinen eigenen Teller mit Geschenken erhielt. Es waren jedoch andere Geschenke als heute. Damals gab es Lebkuchen, Äpfel und von der Großmutter selbst gemachte Bonbons.
Anschließend wurde das Weihnachtsessen serviert, allerdings nichts Außergewöhnliches.
Nach dem Singen ging die Familie in die 5 Kilometer weit entfernte Kirche im Nachbarort. Leider hatten die Kinder noch keine langen Hosen oder hohe Strümpfe, wodurch sie auch schon mal mit blauen Beinen rechnen mussten.
Trotz alledem war Weihnachten für meine Oma und ihre Geschwister stets das „Highlight“ des Jahres.
von Louisa Pint, 8b, St.-Willibrord-Gymnasium, Bitburg
Weihnachten vor 50 Jahren
An einem verregneten Sonntagnachmittag sitzt mein Vater, Stefan Lauer, entspannt in seinem Sessel und erzählt mir seine Geschichte von Weihnachten vor 50 Jahren.
„Zuerst kam der Nikolaus am 5. Dezember. Er und sein Kollege, Knecht Ruprecht, gingen von Haus zu Haus und lasen den Kindern aus einem großen Buch die kleinen Sünden vor, die man im vergangenen Jahr begangen hatte. Woher der das wohl immer alles wusste? Danach gab es kleine Geschenke. Ich, mit meinen 5 Jahren, habe nicht so viele Geschenke bekommen wie ihr heutzutage. Da gab es noch keine CDs oder sogar Handys“, erinnert sich mein Vater. Schmunzelnd berichtet er weiter: „Nein, früher war das etwas anders. An Nikolaus bekamen wir, wenn wir Glück hatten, einen bedruckten Pappweihnachtsteller, gefüllt mit selbstgebackenen Plätzchen, Apfelsinen und etwas Schokolade. Seltsamerweise war es jedes Jahr der gleiche Teller.“
„Kannst du mir auch etwas zu Weihnachten und Heiligabend sagen? “, frage ich meinen Vater gespannt und er beginnt sich an die Vorweihnachtszeit zu erinnern: „Am 1. Dezember war unser Haus von innen schon schön geschmückt, von außen mochte meine Mutter das nicht. Sie fand es zu kitschig. Jeden Advent gingen wir mit Sonntagskleidung in die Messe und feierten diese mit vielen jungen Leuten. Wenn dann endlich Heiligabend kam, war der Tannenbaum schon schön vom Christkind geschmückt worden, davon bekamen wir aber wenig mit“, erzählt er lächelnd. „Unser Festmahl zum 24. Dezember bestand traditionell aus Kartoffelsalat mit Würstchen oder Schinkenröllchen gefüllt mit Spargel. Natürlich hatten wir auch einen Adventskranz, so wie heute. Es wurden Lieder gesungen und Geschichten erzählt. Kein Fernseher lief, kein Radio, wir unterhielten uns miteinander. Auf den Adventskalender habe ich mich immer gefreut, denn meine Eltern haben dort jeden Tag eine besondere Überraschung hineingetan. Abends war es dann endlich so weit. In der „guten Stube“, so nannten wir diesen Raum, in dem unser Weihnachtsbaum stand, ertönte ein Glöckchen und wir durften zum ersten Mal den wunderbar geschmückten Baum sehen. Echte Kerzen, Lametta, Kugeln, Sprühkerzen, unglaublich, dass nicht alles in Flammen aufging!“, fügt mein Vater hinzu. „Unter dem Tannenbaum lagen die Geschenke, auf die wir uns immer riesig freuten. Es waren selbstgestrickte Socken, Kleidung, Bücher, vielleicht einmal ein neuer Füller. Etwas, was man gebrauchen konnte in unserer Zeit. Um 24 Uhr nachts gingen wir dann in die nahegelegene Kirche, ungefähr 100 m von hier. Dort feierten wir die Christmette mit der ganzen Gemeinde, sangen viele Lieder, hörten die Weihnachtsgeschichte und der Pastor hatte wie immer viel Weihrauch. Das war jedes Mal ein Erlebnis“, beendet mein Vater seinen Bericht und stellt abschließend fest: „So verlief unser Weihnachtsfest etwas anders als heute.“
von Roman Lauer, 8b, St.-Willibrord-Gymnasium Bitburg
Das chinesische Neujahresfest: auch heute noch traditionell?
„Obwohl wir Weihnachten nicht feiern“, so erzählt meine Mutter, „haben wir dennoch ein Fest, das mit vielen Bräuchen in Verbindung steht und Weihnachten durchaus ähnelt.“ Dieses Fest nennt sich „Chinesisches Neujahresfest“ oder „Frühlingsfest.“ Wie der Name schon sagt, feiern wir es mit Beginn des neuen Jahres des chinesischen Kalenders bzw. einen Tag davor, um es damit einzuleiten.
„Traditionell wird dieses Fest 15 Tage lang gefeiert“, erinnert sich meine Mutter, deutet aber an, dass sich das mit der Zeit geändert hat. Sie selbst feierte als Kind nur drei Tage und ihre Vorbereitungen fanden jedes Jahr auch erst einen Tag vor dem Fest statt und nicht, wie üblich, zwei Wochen vorher. Zu den Vorbereitungen zählten das Essen, die Dekorationen, von denen sie mir, ihrer Tochter, später noch viele Bedeutungen erklärte, die Kleidung und natürlich auch die Geschenke, die hauptsächlich aus Geldgeschenken bestanden. Selbst das sollte vorbereitet sein. Weil meine Mutter vier Geschwister hat, mussten meine Großeltern fünf Kindern Geldgeschenke geben, wobei der Geldbetrag eine Rolle spielte. Hinzu kamen noch die Cousins und Cousinen meiner Mutter.
Das Haus sah jedes Jahr traditionell mit rotfarbenen Laternen, goldenen Glückszeichen und blühenden Pflaumensträuchern geschmückt aus. Das war zwar sehr aufwendig, trotzdem blieb es ein Fest, an dem meine Mutter sehr viel Zeit mit ihrer Familie verbrachte und dies auch zu schätzen wusste. Da es das wichtigste Fest des Jahres ist, ist es jedes Jahr wieder etwas Besonderes für sie.
In China, wo die Bräuche strenger bewertet wurden, fiel das Straßenfest viel größer und festlicher aus, dennoch begannen auch dort die Feierlichkeiten mit einem Festessen am Abend mit der Familie wie bei meiner Mutter. Den Tag verbrachte sie ausschließlich mit ihrer Familie und am Abend nach dem Essen bekamen alle ihre Geldgeschenke.
Der folgende Tag war schon reichlich durchgeplant. Es war für sie selbstverständlich, morgens mit der neu gekauften roten Kleidung in den Tempel zu gehen und für Hoffnung für das nächste Jahr zu beten sowie für ihre eigenen Wünsche. Anschließend stellte meine Mutter zu Hause Opfergaben, wie Früchte, an die Ahnentafel und zündete dazu Räucherstäbchen an. Man zeigte dadurch Respekt und machte deutlich, dass man an die Verstorbenen denkt.
Danach wurden die Verwandten besucht, von denen meine Mutter auch Geldgeschenke bekam, nachdem sie die Verwandtschaft mit einer bestimmten Grußformel gegrüßt hatte (恭喜发财„Glückwünsche und Erfolg/Wohlstand“).
Die Opfergaben, die sie zuvor vor das Haustor stellte, wurden im Laufe des Tages von Menschen im Drachenkostüm abgeholt. Dies beruhte auf einer alten Mythologie, in der ein Drache aus dem Tiefschlaf erwachte und seinen Hunger im Dorf stillen wollte. Er wurde aber von den Menschen durch Lärm und rote Gegenstände vertrieben, weil der Drache auf Lärm und die Farbe Rot sensibel reagierte.
Dadurch, dass meine Mutter das Fest nur drei Tage lang feierte, verschoben sich einige Bräuche, sodass sie in den drei Tagen den wichtigsten Traditionen und Bräuchen nachging. Sie aß zum Beispiel am ersten Tag des neuen Jahres nur Gemüse, obwohl dieser Brauch erst am siebten Tag stattfand. Am letzten Tag besuchte meine Mutter nur noch Verwandte, um ihnen Glück für das neue Jahr zu wünschen. Damit endete das „Neujahresfest“ für sie und der normale Alltag begann wieder.
Am Ende des Interviews erzählt sie mir meine Mutter noch, was man unbedingt während des Festes vermeiden sollte, weil es angeblich Unglück bringt: zum Beispiel sich die Haare zu schneiden, weil Haar (发, fà ) homophon mit dem Wort für Wohlstand (发,fā) ist und man sich diesen wegschneiden würde oder den Boden am ersten Tag zu kehren, denn dann kehre man sich auch das Glück aus dem Haus.
Schlussendlich finde ich, dass sich das „Neujahresfest“ im Vergleich zu heute kaum verändert hat.
von Boh Yi Hau, 8b, St.-Willibrord-Gymnasium, Bitburg
Weihnachtsvorfreude
Es ist Advent, die Sonne scheint und meine Oma macht einen Spaziergang. Als sie mich in der Küche sieht, winkt sie mir zu. Ich bitte sie: „Komm und erzähl mir von früher.“ Sie setzt sich zu mir und beginnt von ihren Weihnachtserlebnissen zu erzählen.
Ich muss ihr nicht viele Fragen stellen, denn meine Oma spricht sehr gerne über früher. Sie erzählt mir, dass sie als Kind diese Zeit mit riesiger Vorfreude erlebte. Sie erinnert sich an den Duft von Weihnachtsplätzchen, die schöne Stimmung im Advent und an das Gefühl, in einer ganz anderen Welt zu sein. Sie lebte damals in einem kleinen Ort an der Sauer und ihre Eltern hatten den ganzen Sommer viel zu tun. Der Advent war jedoch eine ruhige Zeit und meine Urgroßmutter backte Plätzchen für Weihnachten. Weil niemand vor dem Heiligen Abend davon naschen durfte, wurden sie gut versteckt. Adventskalender kannte meine Oma als Kind noch nicht und auch keine blinkenden Lichterketten.
Das größte Erlebnis war, als sie mit ihrem Vater in der Vorweihnachtszeit zum ersten Mal nach Trier durfte. Sie war sehr glücklich und begeistert von dem schön geschmückten Weihnachtmarkt und den beleuchteten Schaufenstern. Sie dachte: „So schön muss es im Himmel sein.“ Am Nikolaustag, als der Nikolaus mit dem Knecht Ruprecht kam, hatten alle Kinder Freude und ein bisschen Angst zugleich und es wurde viel gesungen.
An Heiligabend mussten meine Oma und ihre Geschwister zur Mittagsruhe ins Bett, denn die Christmette war erst kurz vor Mitternacht und so hatten ihre Eltern Zeit, den Weihnachtsbaum zu schmücken. Als endlich das Glöckchen klingelte, durften die Kinder ins Wohnzimmer und wurden beschert. Die Geschenke waren oft selbst gemacht. Besonders freute sich meine Oma über ihre Puppe, eine Puppenküche und eine kleine Nähmaschine. Nach dem Essen, das am Heiligen Abend recht einfach war, ging die ganze Familie zur Kirche. Diese war im Nachbarort und alle, auch die anderen Familien aus dem Dorf, liefen 3 km zu Fuß in den besten Sonntagsanzügen zur Christmette.
Für meine Oma waren Weihnachten und der Advent eine schöne Zeit, besonders, weil es so gemütlich im Haus war und ihre Eltern etwas mehr Zeit hatten.
von Johannes Schwickerath, 8b, St.-Willibrord-Gymnasium, Bitburg
„O wie himmlisch siehst du aus...“
Meine Oma, 77 Jahre, erinnert sich gerne an Geschichten aus Kriegszeiten, vor allem an die, die sich an Weihnachten zutrugen. Sie erzählt von Momenten, die man sich heute kaum vorstellen könnte. Trotz der Kriegsjahre hatte sie eine schöne Kindheit.
''Früher waren die Leute ärmer“, erklärt meine Oma auf die Frage, ob sie einen Adventskalender hatte. Zu ihrer Zeit waren Adventskalender oder aufwendiger Hausschmuck nicht gängig. Doch konnte man die Weihnachtszeit zusammen mit der Familie verbringen. In einem Wald wurde ein kleiner Tannenbaum gefällt, den sie mit Engelshaar, Lametta, und echten Kerzen, die auf speziellen Halterungen standen, schmückten. Eine Krippe besaß die Familie meiner Oma nicht, doch sangen sie vor der Krippe der Nachbarn, die wohlhabend waren. Auf dem Feld ihrer Eltern gab es zu dieser Jahreszeit wenig bis gar nichts zu tun, nur um die Tiere musste sich gekümmert werden. Deshalb konnte sich die Familie oft in der Stube oder der Küche versammeln.
Am Tag vor Nikolaus wurde meist ein Korb mit geschnittenen Rüben für den Esel des Nikolaus vor der Tür aufgestellt, der laut Geschichten immer mit dem Heiligen reiste. Tags darauf war es üblich, dass die Kinder Süßigkeiten und andere Leckereien bekamen, dabei gab es einen Nikolaus, der durch die Nachbarschaft zog und Süßigkeiten verteilte, die von den Eltern schon herausgestellt worden waren, und einen in der Schule, bei dem die Kinder aber ein Gedicht aufsagen mussten. Meine Oma kann sich noch heute an einige erinnern und sagt eines davon auf:
''O wie himmlisch siehst du aus, lieber heil'ger Nikolaus. Fast verlier ich jetzt den Mut, dich zu bitten, sei mir gut. Meine Fehler fühle ich tief im Herzen bitterlich. Vater, Mutter ach verzeiht, dass ich euch so Leid bereit. Nur den alten Ruprecht dort, schicke eiligst bitte fort. Nie betrüb ich euch dann mehr, glaubt es doch ich bitte sehr.''
Dabei hatte sie besonders Angst vor Knecht Ruprecht, der auch ''Hans Muff'' genannt wurde. Dieser rasselte mit einer Kette, die er trug, und hatte in einem Rucksack Strümpfe, die mit Stroh ausgestopft waren, damit die Kinder dachten, dass ''Unartige'' im Sack steckten.
Zu Weihnachten ist damals alles etwas strenger abgelaufen. ''Wir mussten alle Hausarbeiten machen, sonst hätten die Eltern ja keine Zeit für uns gehabt“, erinnert sich meine Großmutter. Dann gingen sie zu Fuß zur Kirche ins 2 km entfernte Lasel. Die Kirche durfte nur mit bester Sonntagskleidung besucht wurde. Diese wurde, wie der Name schon sagt, nur an Sonntagen getragen und musste sofort nach der Messe abgelegt werden, damit sie beim Spielen nicht dreckig wurde. In der Messe sang die Familie zu einer schönen Orgelmelodie bekannte Lieder wie: „Stille Nacht, heilige Nacht'', „Lasst uns lauschen heilige Engel'' und „O du Fröhliche.“
Lieder wie „Fröhliche Weihnacht'' oder „O’ Kinderlein kommet'' sang man anschließend zu Hause.
Als meine Oma klein war, wurde noch die Stube abgesperrt. Aber nach einigen Jahren musste sie auch beim Schmücken und bei der Essenzubereitung helfen. Sie häkelte, nähte und bastelte zusammen mit ihren Geschwistern ein Geschenk für die Eltern, aber auch untereinander beschenkten sich die Geschwister. Sie erinnert sich gern an die vielen Lichter und die feierlichen Lieder.
Die schlimmen Kriegsjahre, aber auch die schönen Momente, sind erzählenswerte Ereignisse. Diese bleiben für meine Großmutter unvergesslich. Auch Details, wie Gedichte oder Weihnachtsbräuche, hat meine Oma in Erinnerung. Sie haben sie geprägt und zu der Frau gemacht, die sie heute ist.
von Julien Adams, 8b, St-Willibrord-Gymnasium Bitburg
Auch früher war Weihnachten ein fröhliches Fest
„In der Schule bist du fleißig, aber der Streit mit deinen Geschwistern muss weniger werden.“ Diesen Satz sagte der Nikolaus zu dem kleinen Jungen. Anschließend bekamen er und seine Geschwister den Teller mit den heimlich von der Mutter gebackenen Plätzchen, Nüssen, einem Stück Lebkuchen und einem Apfel. Als der Nikolaus aus dem Raum ging, sang Paul Weber jedes Jahr mit seinen Geschwistern „Niklaus ist ein guter Mann.“ Danach durfte mein Opa von seinem Teller naschen. Noch heute denkt der 67-jährige gerne an diesen Tag und an das Weihnachtsfest zurück.
„Nach dem Nikolaustag hat man sich die ganze Adventszeit über sehr gut benommen, denn wir hatten Angst, dass der Pelzenbock , der Knecht Ruprecht, wieder kommt und uns in seinen Sack steckt“, berichtet mein Opa mir und muss dabei schmunzeln. Auch damals kam in seinem Wohnort schon der Nikolaus in die Schule. Darum mussten sie entweder am 5.12 oder am 6.12 abends noch einmal zur Schule gehen. Die Schüler, die besonders positiv aufgefallen waren, bekamen ein Lob und die, die sich nicht benommen hatten, geschimpft. Anschließend erhielt jeder eine Tüte mit Plätzchen und einigen Nüssen.
In der Adventszeit wurde ein Baum bei der Gemeinde bestellt. Kurz vor Weihnachten ging dann jemand durch die Straßen und rief: „Die Christbäume sind da!“ An Heiligabend fütterte man früher als sonst, sodass man wie gewöhnlich zu Abend essen konnte. „Wenn dann meine Mutter kam und sagte, dass sie das Christkind gesehen habe, gingen wir ins Wohnzimmer und sahen den geschmückten Baum, an dem die echten Kerzen brannten“, erzählt Paul Weber freudestrahlend. Sie sangen erst vier bis fünf Weihnachtslieder. Dann durften er und seine Geschwister ihre Geschenke auspacken und von ihrem Teller naschen. Auf den Tellern lagen die heimlich gebackenen Plätzchen, Nüsse, ein Apfel, eine Tafel Schokolade, ein Stück selbstgebackener Lebkuchen und eine Apfelsine. Kinder, die bereits zur Kommunion gekommen waren, gingen anschließend noch in die Christmette. „Wir liefen 5 km bis ins nächste Dorf oder bei gutem Wetter wurde auch manchmal mit dem Traktor zur Kirche gefahren, aber das war sehr selten“, berichtet mein Opa detailgetreu. Die Christmette fand um 24 Uhr statt. Am ersten Weihnachtsfeiertag wurde festlich gegessen, entweder ein Braten oder eine Gans mit Gemüse und verschiedenen Beilagen. Nach dem Essen besuchte die Familie die Großtante meines Opas, da diese im selben Ort wohnte. Abends bekam Opa das Päckchen seiner Patentante und auch seine Geschwister erhielten die Geschenke ihrer Paten. Der zweite Weihnachtsfeiertag wurde wie ein Sonntag behandelt. Man erledigte nur die nötigste Arbeit und ansonsten saß die Familie gemütlich beisammen und aß den letzten Rest Plätzchen. Natürlich spielten die Geschwister mit ihren Geschenken. Dies waren meist selbstgestrickte Kleidungsstücke. Mein Opa erzählt mir von einem ganz besonderen Geschenk, das er einmal bekommen hat. Es war ein Märklinkasten. Das war ein Metallbaukasten, mit dem er noch lange spielte. Seine Brüder bekamen jeweils einen Panzer, der Funken sprühte, weil Feuersteine beim Fahren aneinanderrieben. Auch mein Opa selbst bekam Kriegsspielzeuge geschenkt.
„Heute gibt es diese Geschenke nicht mehr. Viele Menschen können sich diese Art Weihnachten zu feiern nicht mehr vorstellen. Andere denken, dass es ein trauriges Fest war. Das stimmt nicht, ich habe mich immer auf Weihnachten und den Besuch des Nikolauses gefreut und auch über die Geschenke habe ich mich sehr gefreut!“, erinnert sich mein Opa abschließend.
von Sarah Weber, 8b, St.-Willibrord-Gymnasium, Bitburg
Man kann sich auch über einfache Geschenke freuen
„Niklaus komm in unser Haus, pack die große Tasche aus, stell den Esel bei den Mist, dass er Heu und Hafer frisst. Heu und Hafer frisst er nicht, Zuckerplätzchen kriegt er nicht.“ Jedes Jahr sagte meine Oma dieses Gedicht zum Nikolausabend auf, wenn der Nikolaus ihr den Teller mit Plätzchen, Nüssen, einem Apfel und einer Tafel Schokolade gab.
Die Kinder stellten dem Esel des Nikolauses immer ein Körbchen mit Hafer vor die Tür. Diese einfachen Geschenke machten sie sehr glücklich, da es im Adventskalender nur Bilder von Gegenständen gab und auch sonst nicht so viele Geschenke.
Wenn dann Heiligabend vor der Tür stand, wurde die Stallarbeit früher erledigt und anschließend ganz normal zu Abend gegessen. „Meist bekamen meine Geschwister und ich keinen Bissen runter, so aufgeregt waren wir“, berichtet Lieselotte Weber. „Als es dann endlich so weit war und wir in das Wohnzimmer, das die ganze Adventszeit über abgeschlossen war, gehen durften, haben wir uns jedes Mal sehr gefreut.“ Im Wohnzimmer stand der selbst gefällte Weihnachtsbaum und darunter die Krippe. Für jeden lag dort auch ein Geschenk. „Heute würde man es noch nicht einmal als Geschenk sehen, sondern diese Dinge als selbstverständlich verstehen“, erzählt mir meine Oma lächelnd. Die Geschenke waren zum Beispiel selbstgestrickte Strümpfe, Mützen, Schals oder Ähnliches. Natürlich gab es auch für jeden einen Teller mit Plätzchen, Nüssen, Äpfeln und einer Tafel Schokolade. Manchmal wurden auch Omas Puppen und die ihrer Schwestern eingesammelt. Später lagen diese dann neu eingekleidet unter dem Christbaum.
Nachts musste man 4 km durch den Wald, über Feld und Wiese, gehen, um im nächsten Dorf die Christmette zu besuchen. Diese fand um 24 Uhr statt. Wenn man 10 Jahre alt war, musste man mitgehen, die kleineren Kinder blieben mit einem Erwachsen zu Hause. An den Weihnachtsfeiertagen wurden Grußkarten an Verwandte und Freunde verschickt. „Am 26.12 ging man dann wieder in die Kirche, natürlich trugen wir festliche Kleidung“, erzählt mir die 63- jährige detailreich auf die Frage: „Welche Kleidung trug man in der Kirche?“ Anschließend wurde zu Mittag gegessen, bevor die Familie dann wieder in die Weihnachtsstube ging. Dort lagen unter dem mit Glaskugeln, Strohsternen, Lametta, und echten Kerzen geschmückten Weihnachtsbaum die Geschenke von Patentante und Patenonkel, die diese per Post geschickt hatten. Man saß zusammen und sang Lieder, die Kinder spielten mit ihren Geschenken.
Abschließend fügt Lieselotte Weber schmunzelnd hinzu: „Obwohl nicht dieselben Bedingungen wie heute herrschten, freuten wir uns mindestens genauso sehr auf die Adventszeit und auf Weihnachten wie die Kinder heute.“
von Sarah Weber, 8b, St.-Willibrord-Gymnasium, Bitburg
Die schönste Zeit des Jahres
„Heimliches Plätzchenbacken der Eltern, das Binden des Adventskranzes und das Ziehen der Kerzen für den Weihnachtsbaum – so wurde Weihnachten vor 60 Jahren vorbereitet“, antwortet Christa W. auf meine Frage, wie denn bei ihnen die Vorweihnachtszeit ablief, als sie noch ein Kind war.
„Alles fing damit an, dass schon im November der Adventskranz gebunden wurde“, beginnt sie ihre Erzählung. Dieser sei zu Hause in der Stube platziert und, wie es heute noch Brauch ist, jeden Sonntag angezündet worden. „In der Schule wurden ebenfalls jeden Morgen die Kerzen angezündet und Weihnachtslieder gesungen. Die Lieder kann ich heute noch auswendig vorsingen“, wirft Christa W. ein und fängt an, eine mir unbekannte Melodie zu summen. Sie klingt schön, ruhig und festlich.
„Einen Adventskalender gab es auch, dort waren aber Bilder hinter den Türchen. Bis zum Nikolaustag wurde uns allen jedoch angst und bange, denn wir hatten schrecklich Angst vor dem Knecht Ruprecht, der zu dieser Zeit auch mal einen bösen Buben in den Sack steckte und ihn erst beim nächsten Bauernhof wieder herausließ. Wenn man jedoch brav war, gab es einen Teller mit Äpfeln, Nüssen, Mandarinen und Lebkuchen, worüber wir uns alle sehr freuten.
Bis zum Weihnachtsabend wurde dann jeden Sonntag mit den Sonntagskleidern in die Kirche gegangen. Und nach der Messe haben wir Kinder noch für das Krippenspiel geübt“, erzählt Christa W. glücklich und erinnert sich weiter: „Am 24. Dezember sind meine Geschwister und ich schon früh aus den Betten gekrochen, denn am Weihnachtsvormittag wurde noch gearbeitet. Die Eltern kümmerten sich um den Hof und wir mussten auch mithelfen. Abends sind dann alle Kinder zu Bett gegangen, während die Eltern den Weihnachtsbaum aufstellten und ihn mit Strohsternen und Kugeln schmückten. Um zehn Uhr durften wir wieder aufstehen, denn dann gab es die Geschenke. Meist waren das schöne Sonntagskleider, gestrickte Jacken, Socken oder gebrauchtes Spielzeug, welches wieder hergerichtet worden war. Nach der Bescherung wurde zusammen gegessen und um zwölf Uhr nachts ging es dann schließlich in die Christmette.“ „Eine Stunde sind wir im Dunkeln gelaufen bis wir bei der Kirche ankamen“, antwortet Christa W. auf meine Frage, wie sie dorthin gekommen seien.
Am nächsten Tag war dann nichts Besonderes mehr und alle gingen wieder ihren üblichen Tätigkeiten nach. „Für die Kinder war die Weihnachtszeit damals die schönste Zeit des Jahres“, beendet sie ihren Bericht und lächelt mich fröhlich an.
von Raphaela Stettner, 8b, St.-Willibrord-Gymnasium Bitburg
Weihnachten im 2. Weltkrieg
Geduldig sitzt meine Oma mir gegenüber am Küchentisch und wartet, bis ich meine Zettel zusammengekramt habe. Neben uns flackern die dicken, roten Adventskerzen. Wie schön!
Vor 70 Jahren, zur Zeit des 2. Weltkrieges, als meine Oma noch ein Kind war, wäre so eine schöne Vorweihnachtszeit undenkbar gewesen.
„Oma, kam damals eigentlich schon der Nikolaus mit Knecht Ruprecht und den Engeln zu euch nach Hause?“, beginne ich mein Interview. Ohne lange zu überlegen, erzählt meine Oma, dass weder der Nikolaus noch sonst jemand zu den Kindern nach Hause kam. Damals glaubte man zwar schon an ihn, da die Eltern oder Verwandten am Abend des 5. Dezember Süßes, meist selbstgebackene Plätzchen, unter der Tür durchschoben, aber ein verkleideter Nikolaus wie heute war ihnen fremd. Wenn die Kinder die Süßigkeiten dann fanden, war die Freude natürlich groß. „Das kann ich mir vorstellen“, lache ich, „und wie war es damals in der Vorweihnachtszeit? Wie wurde das Haus geschmückt? Gab es schon Adventskalender oder Adventskränze?“ Oma schüttelt langsam den Kopf und erklärt, dass es weder Adventskalender noch Adventskränze gab. Dekoriert wurde das Haus nicht, lediglich ein Weihnachtsbaum wurde gekauft und mit alten Kugeln, Lametta und echten Kerzen geschmückt. Natürlich durfte eine Krippe nicht fehlen. Aber auch diese sei ganz schlicht und einfach gehalten gewesen. „Ja, klar, in der Kriegszeit gab es ja auch kein großartiges Geschnirkel so wie heute“, füge ich nachdenklich hinzu und frage gespannt: „Und wie wurde Heiligabend gefeiert?“ Daraufhin berichtet meine Oma, dass man damals nur mit der Familie zusammen feierte, in Omas Fall waren das ihre Eltern und die beiden Geschwister. Bei anderen Familien feierten auch die Großeltern und Tanten und Onkels mit. Mit Freunden den Heiligabend zu verbringen war tabu. Abends ging es dann in die Christmette. Diese war Pflicht. Konnte man nicht am 24. gehen, war ein Besuch am ersten oder zweiten Weihnachtstag möglich. Es gab keine Kleider oder Anzüge, so dass jeder in seiner normalen Winterkleidung erschien. Nach dem Gottesdienst ging es wieder nach Hause, wo erst einmal gegessen wurde. Auch dieses Essen war nichts Besonderes. Es gab höchstens ein selbstgeschlachtetes Kaninchen oder Huhn. Dann ging es ins Wohnzimmer, welches den ganzen Tag lang zugesperrt war, denn es hieß: „Das Christkindchen ist am werken!“ Als alle dann vor dem Weihnachtsbaum standen, wurde gesungen – Lieder wie „Stille Nacht“ oder „Leise rieselt der Schnee“, die es auch heute noch gibt. Dann bekam jedes Kind ein Päckchen, welches unter dem Weihnachtsbaum lag. In diesem befanden sich meist selbstgebackene Plätzchen. „Hier wurde ein bisschen getrickst“, schmunzelt Oma und erzählt weiter, dass die Plätzchen am Tag zuvor von ihnen selbst gebacken wurden und sie diese, im Glauben, dass das Christkind sie abholt, auf die Fensterbank gestellt hatten. Trotz dieser nur kleinen Geschenke habe sich jedes Kind riesig darüber gefreut.
„Ja, so haben wir früher Weihnachten gefeiert,“ erinnert sich meine Großmutter und ergänzt, „Es war ein wundervolles und besinnliches Fest. Bis Bitburg am 24. Dezember 1944 ausgebombt wurde und wir mit den Soldaten flüchten mussten, aber das ist schon wieder eine andere Geschichte.“
von Pauline Feldges, 8b, St.-Willibrord-Gymnasium Bitburg