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AUF DEN LEHRER KOMMT ES AN

erstellt von Eva Hellweg zuletzt verändert: 11.04.2013 11:31
Als neuer Schulleiter des größten Gymnasiums im Regierungsbezirk Trier wurde Stefan Bartz kürzlich seitens der regionalen Presse interviewt.

Sehr geehrter Herr Bartz, Sie waren selbst Schüler am St.-Wil­librord-Gymnasium, haben dann in Mainz Mathematik, Chemie, Philosophie und Informatik studiert, unterrichteten danach zwei Jahre an einer antiautoritären Gesamtschule in Südhessen, 14 Jahre an einem katholischen Klostergymnasium, 4 Jahre an einem staatlichen Gymnasium in Daun und sind jetzt seit 10 Wochen der neue Schulleiter am Gymnasium Bitburg. Wo hat es Ihnen am besten gefallen?

Stefan Bartz: Kompetente Kollegen und engagierte Schüler trifft man überall, von daher will ich keine Station missen. Überrascht hat mich allerdings, dass mir das Unterrichten überall gleich viel Freude bereitet hat: an der katholischen Privatschule genauso wie an der staatlichen Schule; an der progressiven, eher links orientierten Schule in Hessen ebenso wie an der konservativen, politisch eher rechts orientierten Schule in Biesdorf. Die Arbeit im Unterricht ist praktisch überall dieselbe. Ob man sich mit den Schülern gut versteht und wie viel man ihnen in 45 Minuten vermitteln kann, hängt maßgeblich vom Lehrer ab und wird von den Rahmenbedingungen kaum beeinflusst.

Wenn es so sehr auf den Lehrer und kaum auf die finanziellen oder politischen Rahmenbedingungen ankommt, welche Eigenschaften muss ein guter, erfolgreicher Lehrer dann mitbringen?

Stefan Bartz: Am Gymnasium ist das fachwissenschaftliche Know-how extrem wichtig. Die leistungsstärksten Klavierschüler kann man in fortgeschrittenen Jahren nur dann optimal fördern, wenn man selbst ein außergewöhnlich guter Klavierspieler ist…

… haben Sie am Gymnasium Bitburg viele leistungsstarke „Klavierlehrer“?

Stefan Bartz: Ja, sehr viele. Als größtes Gymnasium der Region unterrichten bei uns 98 Gymnasiallehrer. Alle Lehrämter haben ihre jeweils spezifischen Stärken. Bei den Gymnasiallehrern ist es zweifellos die sehr anspruchsvolle, fachwissenschaftliche Ausbildung an der Universität. Geht es also um den abstrakt-wissenschaftlichen Weg zum Abitur, ist das St.-Willibrord-Gymnasium außerordentlich gut aufgestellt. Soll das Abitur hingegen auf einem praktisch-anwendungsorientierten Weg erreicht werden, sind uns Schulen, an denen vorwiegend Haupt- und Realschullehrer unterrichten, überlegen. In diesem Bereich haben sie die bessere Ausbildung.

Welche Eigenschaften benötigt ein erfolgreicher Lehrer darüber hinaus?

Stefan Bartz: Das tiefe wissenschaftliche bzw. anwendungsorientierte fachliche Know-how ist die Voraussetzung, um überhaupt ein erfolgreicher Lehrer sein zu können. Wenn das garantiert ist, benötigt ein guter Lehrer noch weitere Eigenschaften. John Hattie, einer der wichtigsten aktuellen Bildungsforscher, hat das, was eigentlich jedem aus der eigenen Schulzeit bekannt ist, auch wissenschaftlich mit Hilfe einer riesigen Metastudie nachgewiesen. Dabei hat er weltweit alle empirischen Untersuchungen zum Thema Lernerfolg miteinander verknüpft. Insgesamt konnten so 50 000 Einzelstudien mit 250 Mio. beteiligten Schülern in seine Auswertung einfließen. Einige wesentliche Ergebnisse:

  • Wie umfassend und tiefgreifend die Schüler ausgebildet werden, bestimmt der einzelne Lehrer. Die materiellen Rahmenbedingungen, die Schulform oder spezielle Lernmethoden sind dagegen zweitrangig.
  • Will der Lehrer etwas erreichen, muss er sich als Regisseur verstehen, als “activator“, der seine Klasse im Griff und jeden Einzelnen stets im Blick hat. Er muss die Unterrichtszeit sehr effizient nutzen und rasch erkennen, wann er auf eine Störung mit Strenge und wann mit Humor reagiert. Wie wichtig eine stringente Klassenführung und ein klar strukturierter Unterricht für den Unterrichtserfolg sind, wird gemeinhin stark unterschätzt. Ganze Stunden erweisen sich als wirkungslos, weil der Lehrer zu Beginn nicht klarmacht, worauf es in den nächsten 45 Minuten ankommt und nicht sicherstellt, dass alle Schüler dieses Ziel tatsächlich erreichen.
  • Erfolgreiche Lehrer machen nicht die Schüler oder andere für den fehlenden Lernfortschritt verantwortlich (z.B. Mangel an Fleiß, falsche Eignung, fehlende Unterstützung der Eltern), sondern erkennen die fehlenden Voraussetzungen für erfolgreiches Lernen und stellen ihr unterrichtliches Handeln darauf ein.
  • Und schließlich: In einer Atmosphäre der Angst vor Bloßstellung oder Überforderung können kaum langfristige Kompetenzen entstehen. Erfolgreiche Lehrer sind menschliche Lehrer. Sie bereiten die Inhalte so auf, dass allen Schülern echte Erfolgserlebnisse gelingen. Sie sind verständnisvoll und ermutigend. Sie interessieren sich für ihre Schüler und begegnen ihnen mit Herzlichkeit und Vertrauen.

Was ist Ihr größter Wunsch für die nächsten 20 Jahre als Schulleiter.

Stefan Bartz: Ich wünsche mir sehr, dass alle Schulen unserer Region Hand-in-Hand, freundschaftlich verbunden, innovativ und intensiv zusammenarbeiten. Nur durch eine intensive inhaltliche Kooperation zwischen den Schulen lässt sich ein herausragendes Ausbildungsniveau für die gesamte Region erreichen. Es dürfen sich in Bitburg und Umgebung auf keinen Fall „Gewinner-“ und „Verlierer-Schulen“ bilden. Das führt zu Neid und Missgunst bei Eltern, Schülern und Lehrern und zerstört jede Kooperation. Ziel ist es, allen Schülern unser Region das mitzugeben, was sie für ihre Zukunft so dringend benötigen: eine fachliche Ausbildung von außergewöhnlich hoher Qualität in einer Atmosphäre des Vertrauens und der Wertschätzung.

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